Frage: „In deiner langjährigen Erfahrung mit Projektmanagement, welche ersten Anzeichen von Burnout sind oft übersehen, aber entscheidend zu erkennen?“ 

Christian Berthold: „Ein wachsames Auge auf das Team zu haben ist entscheidend. Man sollte auf Veränderungen in der Kommunikation achten, wie etwa aufkommenden Zynismus oder Sarkasmus. Auch wenn sich Teammitglieder verschließen, ist das ein Warnsignal. Besonders in virtuellen Umgebungen werden diese Anzeichen oft übersehen, da unsere Wahrnehmung dort eingeschränkt ist.“ 

Frage: „Wie sollte eine Führungskraft reagieren, wenn sie Burnout-Symptome bei einem Teammitglied feststellt?“ 

Christian Berthold: „Das Wichtigste ist, das Gespräch mit der betroffenen Person zu suchen. Es geht darum herauszufinden, was in der aktuellen Situation helfen kann, ob es um Selbstmanagement, andere Aufgaben oder eine Pause zum Sortieren geht.“ 

Frage: „Wie wichtig ist die Berücksichtigung von Burnout-Prävention schon im Einstellungsprozess und welche Rolle spielt dabei die Passung von Arbeitsumfeld und Persönlichkeit?“ 

Christian Berthold: „Dies beginnt schon bei der Einstellung – es ist wichtig zu beurteilen, ob das Arbeitsumfeld und die Persönlichkeit des Bewerbers zueinander passen. Eine gute Passung kann präventiv gegen Burnout wirken, indem sie sicherstellt, dass Mitarbeiter in einer Umgebung arbeiten, die zu ihren Stärken und Bedürfnissen passt.“ 

Frage: „Kannst du ein Beispiel geben, wie eine gut durchdachte Intervention das Ruder herumreißen und einem ausgebrannten Team helfen kann, wieder auf Kurs zu kommen?“ 

Christian Berthold: „Manchmal müssen wir das Umfeld verändern. In einem meiner Projekte haben wir den Projektort gewechselt, was eine spürbare Veränderung brachte. Wir haben auch die Teamzusammensetzung geändert und letztendlich den Projektleiter ausgewechselt, der einen sehr autoritären Stil hatte. Das war am Ende eine zielführende Entscheidung. Es zeigt, wie wichtig es ist, die richtigen Menschen an der richtigen Stelle zu haben. Teambuilding und der Umgang mit Konflikten sind hier ebenfalls zentral.“ 

Frage: „Welche Rolle spielt die HR-Abteilung bei der Unterstützung von Burnout-Management und welche Ressourcen sollten Projektmanager in Anspruch nehmen?“ 

Christian Berthold: „Die HR-Abteilung hat eine wichtige Rolle, die schon im Recruiting-Prozess beginnt. Es ist entscheidend, dass fachliche und persönliche Passung sichergestellt wird. Es geht darum, die Motivation und die Antriebsfaktoren einer Person zu verstehen. Über den gesamten Zeitraum der Tätigkeit eines Mitarbeiters ist die umfassende Betreuung wichtig. Hierbei ist die Stärkung und Entwicklung der Resilienzfähigkeit ein zentraler Aspekt. Neben Resilienz spielt auch die Weiterbildung eine wichtige Rolle, um aufkommende Herausforderungen zu meistern. Die Zusammenarbeit zwischen Projektmanagement und HR ist hierbei unerlässlich, um ein unterstützendes und förderndes Arbeitsumfeld zu schaffen.“ 

Frage: „Wie können Projektmanager ihre eigenen Stresslevel managen, um als Vorbilder für ihr Team zu fungieren und Burnout nicht nur bei anderen, sondern auch bei sich selbst zu verhindern?“ 

Christian Berthold: „Es ist essenziell, sich selbst gut zu kennen und zu verstehen, wie man am besten Pausen nimmt. Wichtig ist es, Aktivitäten zu finden, die tatsächlich zur Erholung beitragen. Zum Beispiel finde ich persönlich beim Laufen oder bei praktischen Arbeiten im Freien, wie auf einem Grundstück oder im Wald, eine tiefe Entspannung. Außerdem ist mir die Zeit mit meiner Familie und Freunden sehr wichtig, sie gibt mir viel Energie. Das Bewusstsein für solche persönlichen Erholungsquellen und die Fähigkeit, sie regelmäßig in den Alltag zu integrieren, sind entscheidend, um langfristig leistungsfähig und gesund zu bleiben.“ 


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